Westfälisches Industriemuseum,
Glashütte Gernheim:
Vom Schwinden
der Sinne
zum Sinnen über den Schwindel
Das allmähliche Schwinden der Sinne beschäftigt Rosner,
die verschwindende und doch dem Menschen zuinnerst gegebene Möglichkeit
der Wahrnehmung, der Ästhetik im weitesten Sinne, die Fähigkeit,
das Leben mitsamt allen „Dingen“ in allen Facetten zu
riechen, zu fühlen, zu schmecken, zu sehen und zu hören.
Das Leben ist zu kurz, um seine Sinne manipulieren oder instrumentalisieren
zu lassen. Rosner, der Romantiker, glaubt an Sinneswandel. Er vollzieht
ihn in identitätsstiftender Treue zu sich selbst.
|
Das
romantische Prinzip
Teil 1
Von der Poesie der Dinge
Rosners
romantische Rolle
Rosner will nichts weniger, oder sagen wir es romantischer:
ihn treibt die Sehnsucht, die Dinge zu retten, ihnen Stimmrecht
zu geben, weil er wie der Romantiker Eichendorff weiß,
dass ein Lied in allen Dingen schläft. Bevor die Dinge
den Aufstand proben, was sie ja bereits tun, kommt Rosner ihnen
zuvor, holt sie in seine Rettungs-Räume, leistet erste
Hilfe, verbindet und
betreut, beatmet und beseelt sie. Warum? Weil er ein Romantiker
zweiten Grades ist. Zweiten Grades darum, weil die Romantik
nicht mehr „da“ ist, sondern zurückerobert
werden muß gegen den erbitterten Widerstand jener, die
immer noch glauben, das Schweifen in den Epochen (auch der Kunstgeschichte)
ungestraft als reaktionär bezeichnen zu dürfen. So
naiv ist Rosner nicht, zu glauben, man könne heute ein
Romantiker des 19.Jahrhunderts sein.
|
| |
Ausstellung
von Objekten
und Grafiken
im Glasmuseum
zu Petershagen
Wenn
einer die Gebrochenheit unserer Existenz zum Thema hat, dann er. Aber
eben auch deren mögliche Überwindung im Geiste einer „romantischen“
Weltperspektive.Daraus ergibt sich auch für die romantische Rolle
jene Mehrdeutigkeit, die für Rosners Werk typisch ist: Die Romantik
als Epoche ist vorbei, als Prinzip und Lebenshaltung liegt sie vor uns.
Rosners romantische Rolle ( rückwärts ?) ist in Wahrheit also
ein kühner Sprung nach vorn. Die Poesie der Dinge kann weiter verloren
gehen, sie kann aber auch wiederentdeckt werden.
(Beitrag aus dem
Katalog "Das romantische Prinzip":
"Kunst, die bei Trost ist"
Dr.Helmut
Tschöpe)
|