Ausstellung "Vanitas" im Kölner Kunstforum St.Clemens

VANITAS
Herbert Rosner nähert sich dem Thema Vanitas (Vergänglichkeit, Eitelkeit) wie der Barock: Lust am Tod = Lust am Leben. Der im Barock oft dramatisch inszenierte Tod als Äußerung prallen Lebens wird bei Rosner zum subtilen Memento, in dem Relikte unseres Daseins verhüllt, verpackt - oder umgekehrt entblößt, seziert zu neuen Hinweisen auf das Leben geraten.
Die Assemblage “Vanitas vanitatum” auf der Altarrückwand ist wie ein Konzentrat der gesamten Ausstellung, - ein Orgelpunkt, der den Raum beherrscht, - ein plastisches und farbiges Retabel, wobei Farbe hier - obwohl Rosner normalerweise mit Farben zurückhaltend umgeht - geradezu thematisiert wird: Die Schubladenkästen für Pulverfarben, die sie ehedem waren, sind leer bis auf kleine Reste. Das Spiel ist aus. Die Maskerade, das Verkleiden, Übertünchen, Schönfärben hat einmal ein Ende. Es bleiben Hohlräume - Leere - Vanitas.

Und gleich am anderen Ende der Kirche, links und rechts vom Hauptportal, sind 2 Relief-Figuren zu sehen, die man leicht als Frau und Mann, Adam und Eva, ausmachen kann, skelettiert, völlig demontiert und in irrationaler Weise aus Versatzstücken des täglichen Lebens, ihrer Umwelt sozusagen, remontiert.
Und dann kommt (quasi augenzwinkernd als kleine Beigabe) in einem Versatzstück das ehemals einen Schrank bekrönte, die kaum lesbare Botschaft: “Kleider dienen nicht zum Putz sondern zu des Leibes Schutz”.

Als Drittes möchte ich noch besonders auf die im vergangenen Jahr entstandenen scherenschnittartigen Figuren des Totentanzes hinweisen, die im Seitenschiff einen wahren Tanz vollführen. Sie werden ergänzt durch zwei noch größere ebensolche Figuren, links und rechts in den Chornischen, die - rechts den Sturz ins Bodenlose, in den Tod, oder, wenn Sie wollen, auch den Sturz der Engel beschreiben, während - links - als österliche Botschaft der Sieg Michaels über den Drachen - sprich: Tod - antipodisch auf das Leben verweist.
(Paul Hopmann, 4.11.2001)    

Diese Ausstellung ist sehr intim, und sie gibt viel von Rosner preis. Sie zeigt seine multiple Persönlichkeit: Nicht "nur" Künstler, sondern auch Mann, Ehemann, Vater, Großvater, Bürger der Stadt Köln, Freund, Gärtner, Musiker, Schubertliebhaber, Flaneur, Sammler, Genießer. Wie drückt sich das im künstlerischen Schaffen aus? Wie schafft man es, diese Anteile zusammenzuhalten, ohne schizophren zu werden? Vielleicht, indem man sich selbst auf das Skelett zurückführt.


"St.Michaels.Triptychon", Paravent, 2001

 

Probeweise sozusagen, bevor man vom Ernstfall überrascht wird. So fällt der Zufall des Skelettwerdens schon einmal weg. Sollte vielleicht darin das Wesen des Menschen liegen, zu wissen, dass er vergänglich ist und viele seiner Taten nichtig und flüchtig? Anders gesagt: Nicht vergänglich sein zu dürfen, unsterblich sein zu müssen, macht müde und dumm. Die ächzende Last der täglichen Selbsterschaffung führt paradoxerweise zum frühen Tod. (Dr. Helmut Tschöpe)


"Letzte Dinge I.", Objektkasten, 2001

Diese Ausstellung ist sehr intim, und sie gibt viel von Rosner preis. Sie zeigt seine multiple Persönlichkeit: Nicht "nur" Künstler, sondern auch Mann, Ehemann, Vater, Großvater, Bürger der Stadt Köln, Freund, Gärtner, Musiker, Schubertliebhaber, Flaneur, Sammler, Genießer. Wie drückt sich das im künstlerischen Schaffen aus? Wie schafft man es, diese Anteile zusammenzuhalten, ohne schizophren zu werden? Vielleicht, indem man sich selbst auf das Skelett zurückführt.

 

 

 


aktuell

"Letzte Dinge II.", Objektkasten, 2001